Der Artikel zum Pagani Zonda F Roadster stammt aus meinem Archiv und erschien in dieser oder abgewandelter Form in verschiedenen Print- und Onlinemagazinen.
Im Sturm der Emotionen über 300 km/h fahren – und das oben ohne. Dieses Automobil ist ein Brillant auf vier Rädern, an Exklusivität nicht zu überbieten. Es wurde erstmals 2006 gezeigt und war in einer auf 25 Exemplare limitierten Serie von Hand gefertigt.
„Ein Auto sollte immer das Design und die Ingenieurs-Philosophie seines Herkunftslandes repräsentieren.“ Dieses Statement brachte Horacio Pagani, als ich ihn 2005 zum ersten Mal traf und das Zonda F Coupé fuhr. Das Design des Zonda verpackte Pagani in einer wuchtigen Keilform. Der massive Lufteinlass saugt während der Fahrt am Straßenbelag. Die aerodynamisch geformte Karosserie zeigt aggressive Kanten und elegante Kurven. Ein Spiel mit den Widersprüchen, das eine unvergleichliche Einheit bildet.
„Der Unterschied an unseren Autos ist, dass wir jedem von ihnen eine Seele geben wollen“, fuhr Horacio Pagani damals fort. „Ich kann mit Bescheidenheit behaupten, dass wir versuchen, ein Stück Renaissance wiederzubeleben.“ Pagani hatte immer das Ziel, ein Automobil aus der Kombination Riva Boot, Patek Philippe Uhr, Düsenjäger und Le Mans Sportwagen zu bauen. Dabei weicht das Innere eines Zonda F so dermaßen überraschend von anderen Supersportwagen ab, dass Sie Ihr Erstaunen beim ersten Anblick wirklich erstmal verkraften müssen.
Die vielen einzelnen Elemente, aus denen sich das Armaturenbrett zusammensetzt, sind eine perfekte Kombination aus Leder, Carbon und Aluminium. Jeder Schalter ist speziell für dieses Fahrzeug hergestellt und das handgemachte, maßgeschneiderte Nardi-Holz Lenkrad ist im Stil eines Rennwagens eingesetzt, um den Knien großer Fahrer den nötigen Platz zu bieten. In wenigen Sekunden ist das Carbon-Stoff-Verdeck abnehmbar.
Dazu werden innen und außen Knöpfe betätigt und die Gurte gelöst. Schon kann man die Kapuze unter der Fronthaube verstauen, wo sie einfach reingelegt und mit Druckknöpfen befestigt wird. Die Instrumente haben komplizierte Details auf ihrer dreidimensionalen Ansicht. Obwohl Sie den Motor durch Drehen des Schlüssels im Zündschloss starten können, steht es Ihnen frei, auch die Start-Taste auf dem Schaltknauf zu drücken.
Der 7,3 Liter V12 von AMG verleiht dem Zonda F eine kometenhafte Leistung. Hubraum und das geringe Gewicht von nur 1.230 Kilogramm sorgen für enorme Lenkbarkeit. Der Druckpunkt der Kupplung ist gleich beim ersten Versuch leicht zu finden und die Handschaltung lässt sich einfach bedienen. Mit knapp über 1.000 Umdrehungen im sechsten Gang würde das Auto leicht und locker den ganzen Weg bis zur Höchstgeschwindigkeit gehen. Fahren Sie mit hoher Drehzahl, wird die Beschleunigung Sie erdrücken und während der ersten drei bis vier Gänge heftig in den Sitz pressen.
Der Sound des großen V12 lässt das Adrenalin wirklich sprudeln. Wenn Sie jemals eine Mercedes S600 (W140) Limousine gefahren sind, werden Sie wissen, wie leise der Motor in diesem Auto ist. Allerdings haben die Verstärkung der Kapazität und die Veränderung an den Ein- und Auslassventilen den Charakter bis zur Unkenntlichkeit verändert. Er knurrt wie ein Tiger bei niedrigen Drehzahlen und schmettert gewaltig hoch wie ein ausgewachsener Rennmotor, wenn er vom Fahrer entfesselt wird.
Während unserer Testfahrten blieben wir immer wieder stehen und verließen abwechselnd den Wagen, damit wir das berauschende Kreischen des Motors im Vorbeifahren hören konnten. Horacio Pagani sollte diese Melodien als Popsong zum Download anbieten. Als für jedermann erwerbbares Lifestyle-Accessoire von Pagani. Der Zonda F hat eine enorme Stabilität. Sie können bei 100 km/h die Lenkung flink nach links und rechts drehen, das Auto reagiert sofort. Die Richtungswechsel absolviert der Supersportwagen mit perfekter Stabilität – und ohne über das Ziel hinauszuschießen.
Elektronik und die Zahnstangenlenkung assistieren problemlos und geben die Informationen klarer weiter, als es bei einem Wagen mit so großen Gummis auf den Felgen eigentlich denkbar ist. Das und die perfekte Sitzposition inklusive der guten Rundumsicht verleihen viel mehr Vertrauen, als es Supersportwagen normalerweise tun. Es gibt mehr als genug Leistung und Drehmoment, um die großen Hinterräder aus den Angeln zu heben.
Der Trick aber ist es, beim Fahren eines so mächtigen Autos die Befehle sanft zu geben und das Drehmoment fließen zu lassen. Wenn Sie so fahren, behalten Sie den Boden unter den Füßen und erreichen erstaunliche Geschwindigkeiten. Wenn Sie schnell fahren wollen, zähmt das ASR den Übermut sehr gut. Schalten Sie es aus, kann der Zonda F tückisch sein. Die Höhe des sofortigen Drehmoments kann die großen Michelins überfordern. In den niedrigeren Gängen bricht der Zonda hier aus, so dass Sie ihn wieder unter Kontrolle bringen müssen.
Fahren Sie ihn aber mit sanfter Hand, hat der Roadster mehr Festigkeit auf öffentlichen Straßen, als die meisten Leute für sinnvoll erachten würden. Die Querbeschleunigung von 1,4 g ist für ein Straßenfahrzeug atemberaubend. Zu den Daten: Für den Sprint von 0 auf 200 km/h benötigt der Roadster ganze 9,8 Sekunden. Wenige Augenblicke später sind auch die 300 km/h überschritten. Ein einzigartiges Resultat. Komfort ist ein weiterer Pluspunkt, dank der extrem bequemen Sportsitze und der guten Sitzposition.
Die Fahrqualität ist bemerkenswert für einen Boliden dieser Klasse und beweist, dass der Schlüssel zu gutem Fahren die perfekt abgestimmten Federn und Dämpfer sind. Aus diesem Grund ist es kein Problem, das Automobil für sehr lange Reisen zu nehmen. Außer einer zu hohen Geschwindigkeit auf nasser Straße gibt es keine natürlichen Feinde dieses italienischen Luxusobjektes.
Am Vorabend der offiziellen Einführung des Pagani Huayra schaute ich sie mir damals nebeneinander an. Den Zonda F als Coupé und Roadster und den Tricolore. Diese Autos von Pagani gehören zu den unglaublichsten Supersportwagen aller Zeiten. Sie sind buchstäblich bewegende Kunstwerke, die direkt das Herz und die Seele erobern, wenn man sie fährt. Ich traf Horacio Pagani bei der Huayra-Premiere wieder und er erklärte mir in seiner gewohnten, animierten Art: „Ich möchte, dass Kunden, die das Auto zum ersten Mal sehen, das gleiche Gefühl haben, als wenn sie ein einzigartiges und wertvolles Stück handgefertigten Schmuck aus seiner samtigen Verpackung befreien.“
Die Zahl der bisher bestellten Huayra zeigt, dass es einige Auserwählte auf unserem Planeten gibt, die diese Emotion genießen wollen. Der Pagani Zonda F Roadster eignet sich jedenfalls für eine edle Ausfahrt in Nizza ebenso wie für das Verheizen auf der Zielgeraden von Le Mans. Er ist schön, aggressiv und leidenschaftlich. Einfach einmalig.
Und auf Grund seiner Qualität und den vielen liebevollen Details ist der Fahrersitz in diesem Auto ein wirklich schöner Ort zum Verweilen. Immer am Limit, über 300 km/h? Ich kann mir gut die wenigen Besitzer eines der schnellsten Roadster der Welt vorstellen, die einfach nur aus Spaß am Genuss in der Sonne in ihren Autos sitzen. Und das Adrenalin sprudelt trotzdem…
© Fotos: Pagani
Sündhaft teuer und luxuriös – fünf exklusive Superautos | Sierks Media
21. November 2023 at 19:49[…] ➡️ Lesen Sie auch den Artikel zur Tesfahrt mit dem Pagani Zonda F Roadster bei sierks.com. […]