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Der Hamburger SV, einst ein Gigant des deutschen Fußballs, steht vor einer düsteren Realität, die viele der treuen Anhänger mit großer Peinlichkeit erfüllt.
Nach einer weiteren enttäuschenden Saison wird der HSV zum sechsten Mal in Folge den Aufstieg in die 1. Bundesliga verpassen. Doch das ist nur ein Teil der traurigen Geschichte.
Die Wunden der vergangenen Jahre sind in Hamburg noch nicht verheilt, und der Stolz und die Dominanz des HSV sind komplett weg. Aber das aktuelle Kapitel ist besonders schmerzhaft.
Warum? Weil ausgerechnet die norddeutschen Rivalen Holstein Kiel und der FC St. Pauli den einst so renommierten Verein überflügeln und in die 1. Bundesliga aufsteigen.
Der Hamburger SV, damals die unangefochtene Nummer #1 im Norden, muss sich nun damit abfinden, dass er hinter Teams wie dem VfL Wolfsburg, Werder Bremen, Holstein Kiel und sogar dem FC St. Pauli nur noch die Nummer #5 im Norden ist.
Versagen gehört mittlerweile zur DNA der Raute, so wie die Elbe zu Hamburg. Es ist ein ernüchternder Gedanke für diejenigen, die sich an die glorreichen Tage erinnern, als der HSV als Synonym für Erfolg und Prestige galt.
Der bevorstehende siebte Aufenthalt in der Zweitklassigkeit lässt Fans wie mich in einem Gefühl der Hilflosigkeit zurück. Da kann nicht mal mehr ein Psychologe helfen. Die Hoffnung auf eine Rückkehr ins Oberhaus des Fußballs ist dahin.
Stattdessen muss der Verein den bitteren Geschmack von peinlichen Niederlagen ertragen und sich einer Realität stellen, die weit entfernt von den Träumen und Ambitionen vergangener Tage liegt.
Die Gründe für dieses historische Fiasko sind vielschichtig und müssen zweifellos in endlosen Diskussionen und Analysen beleuchtet werden.
➡️ Die Verantwortlichen schafften es in der 2. Bundesliga nie, stabile Abwehrspieler und zuverlässige Säulen für das defensive Mittelfeld zu verpflichten.
➡️ Der Verein hatte sich das sportliche Umfeld einer Wohlfühloase geschaffen, in der Niederlagen nicht mehr zu Konsequenzen führten und fußballerisches Versagen belohnt wurde.
➡️ Die Heimspiele standen meist eher für Event und Erlebnis als für kompromisslose Leistung.
➡️ Der Verein kümmert sich in der Außenwirkung um alle möglichen Dinge wie politische Korrektheit, aber viel zu wenig um elementare Angelegenheiten wie die Verpflichtung professioneller Abwehrspieler.
➡️ Und dazu gehört, dass die handelnden Personen in führenden Funktionen einfach unfähig sind, weil sie den HSV zur Nummer #5 im Norden machten.
Eins ist sicher: Der Hamburger SV hat sich mit dem Ring in der Nase von den Konkurrenten durch die Manege führen lassen. Und den Spielern kann man gar keinen Vorwurf machen: Sie sind einfach so mittelmäßig und schlecht eingekauft, wie sie es sind.
Jeder sieht und weiß das. Die Zusammenstellung der aktuellen Mannschaft ist in Bezug auf Ambitionen zur 1. Bundesliga quasi eine Trümmertruppe – ohne irgendein Anzeichen von Konstanz und Zuverlässigkeit.
Holstein Kiel und der FC St. Pauli arbeiteten sich zeitgleich akribisch aus dem Mittelfeld der 2. Liga nach oben hoch, während der HSV sich fußballerisch ganz fahrlässig von oben auf die ewigen Verliererplätze hinter der Spitze runtergewirtschaftet hat.
Und diese Fakten in Kombination sind die peinlichste HSV-Bilanz aller Zeiten.
Der HSV steht nun hoffentlich vor einer großen Zäsur in seiner Geschichte, die nicht nur die sportliche Leistung betrifft, sondern auch das Selbstverständnis und die Identität der führenden Köpfe neu aufstellt.
Es bleibt zu hoffen, dass der Club aus diesen dunklen Stunden gestärkt und wiedergeboren hervorgeht. Denn die Geschichte des Fußballs ist voll von Comebacks und Auferstehungen.
Doch bis dahin wird der HSV mit dem Bewusstsein leben müssen, dass er vor der peinlichsten Bilanz seiner Vereinsgeschichte steht.
Ich persönlich als Fan befürchte:
Wenn nicht schnell eine Ikone wie Felix Magath in verantwortungsvolle Aufgaben installiert wird, geht es in den kommenden Jahren sportlich immer weiter bergab.
Dann ist der HSV bald nur noch die Nummer #6 oder #7 im Norden…
Sierks Media / © Fotos: Marek Studzinski, Unsplash (1), Arcaparo, de.depositphotos.com (1)